DB InfraGO AG untersagt Schnellladen im Stillstand mit Stromstärken über 80 Ampere

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12. Dezember 2024, 16:40 Uhr

Artikel: DB InfraGO AG untersagt Schnellladen im Stillstand mit Stromstärken über 80 Ampere

Die DB InfraGO AG untersagt das Schnellladen im Stillstand von Batteriezügen mit Stromstärken über 80 Ampere (A), da Messungen auf eine Überhitzung des Fahrdrahts hinweisen. Forschungen mit Feldversuchen sollen den Grenzwert validieren und Lösungen für sicheres Schnellladen mit höheren Stromstärken erarbeiten.

Auf Basis einer Risikoanalyse (CSM-RA) hat die DB InfraGO AG beschlossen, das Laden von Batteriezügen, auch als Battery Electric Multiple Units (BEMU) bezeichnet, mit Stromstärken über 80 A im Stillstand bis auf Weiteres allen Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) zu untersagen. Messungen der DB Energie GmbH mittels Elektrothermografie während eines Praxistests haben gezeigt, dass beim Schnellladen mit Stromstärken über 80 A die Grenztemperatur an der Kontaktstelle zwischen Stromabnehmer und Fahrdraht deutlich überschritten wird.

Um die mechanischen Eigenschaften des Fahrdrahtes durch eine Überschreitung der Grenztemperatur zu schützen und insbesondere Fahrdrahtrisse zu vermeiden, erfolgt die Auslegung der Oberleitung gemäß DIN EN 50119 auf den höchsten Laststrom des Stromabnehmers im Stillstand. Für Wechselstromsysteme (AC) liegt die maximale Stromstärke je Dachstromabnehmer bei einem stillstehenden Fahrzeug gemäß DIN EN 50367bei 80 A. Dieser Grenzwert wurde empirisch aus Erfahrungen in bestehenden Oberleitungsnetzwerken abgeleitet.

Zudem ist laut DIN EN 50367 keine Prüfung der Stromstärke im Stillstand erforderlich, da die auftretenden Stromstärken bei Wechselstromsystemen in der Regel nicht kritisch für eine Überhitzung des Fahrdrahtes sind. Mit dem Einsatz von Batteriezügen und der Möglichkeit des Schnellladens mit Stromstärken über 80 A wird jedoch eine Überprüfung notwendig, um sicherzustellen, dass die Grenztemperatur des Fahrdrahtes nicht überschritten wird.

Das Prüfverfahren für Gleichstromsysteme (DC), beschrieben in Anhang A.3 der Norm DIN EN 50367, wurde auf die Wechselstromsysteme der DB InfraGO AG übertragen. Für das Laden mit 200 A konnte im Prüflabor nachgewiesen werden, dass die Grenztemperatur eingehalten wird. Dieser Wert ließ sich jedoch in der Praxis nicht bestätigen. Gemeinsam mit europäischen Infrastrukturbetreibern und wissenschaftlichen Instituten forscht die DB InfraGO AG daran, den empirisch ermittelten Wert von 80 A zu validieren und einen zeitgewichteten Grenzwert für das Schnellladen an Oberleitungsanlagen zu entwickeln, um den betroffenen Zugangsberechtigten zukünftig eine ggf. auch betriebliche Lösung für die jeweiligen Fahrzeugtypen anbieten zu können.

Erste Ergebnisse, welche eine zukünftige Verwendung der Schnellladefunktion über 80 A möglich machen könnte, sind für Juni 2025 zu erwarten.