Bahnhof Ansbach

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Bahnhof Ansbach

28.03.2024

Ein altes Schmuckstück wird zukunftsfähig: der Bahnhof Ansbach

Goldene DB-Lettern über dem Eingang, frische Minttöne an der Fassade und in der Wartehalle –
der Bahnhof in Ansbach kann sich wirklich sehen lassen. Seit 2020 wird er modernisiert und barrierefrei ausgebaut. Auch in puncto Aufenthaltsqualität und Anschlussmobilität hat sich einiges getan. Der entscheidende Faktor für den Erfolg des Projekts: die enge Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Bahn und der Stadt Ansbach. Ein Gespräch mit Claudia Gremer, Leiterin Bahnhofsmanagement Nürnberg, und Ansbachs Oberbürgermeister Thomas Deffner.

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Ende des Sliders

Die DB will Bahnhöfe zur ganzheitlichen Mobilitätsdrehscheibe machen – was genau bedeutet das?

Claudia Gremer: Das bedeutet, dass wir uns nicht nur auf den Zugverkehr konzentrieren, sondern uns grundsätzlich ganzheitlich an den Bedürfnissen der Reisenden ausrichten und alle Bereiche zukunftsfit machen, von der Verkehrsstation über das Empfangsgebäude und den Vorplatz bis zur Anschlussmobilität. Unser Ziel ist es, ihn als Wohlfühlort zu empfinden. Das kann nur in engem Schulterschluss mit der Stadt Ansbach gelingen.

Thomas Deffner: Wenn ich ergänzen darf: Der Bahnhof ist das Eingangstor zur Stadt und gleichzeitig auch zum System Schiene. Wenn wir die Mobilitätswende wollen, müssen wir den Bahnhof entsprechend attraktiv gestalten, damit die Menschen gerne öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

Und wie kann es gelingen, die Menschen für die Schiene zu begeistern?

Claudia Gremer: Grundsätzlich ist es wichtig, dass sich die Reisenden am Bahnhof gerne aufhalten. Ich denke, dass ist uns durch die attraktive Empfangshalle mit bequemem Sitzmobiliar gelungen. Durch die neuen Infomonitore haben wir zusätzlichen Komfort geschaffen. Darüber hinaus spielt Barrierefreiheit eine große Rolle: Modernisierte Aufzüge und zusätzliche Kofferförderbänder erleichtern den Zugang zu den Bahnsteigen. Diesen Ausbau konnten wir nur durch die finanzielle Unterstützung von Bund und dem Freistaat Bayern ermöglichen. Und nicht zu vernachlässigen ist das Thema Nachhaltigkeit. Viele Reisenden achten vermehrt darauf. Durch eine energiesparende Beleuchtung kommen wir diesem Anspruch nach. Doch neben der Entwicklung ist es auch wichtig, den Zustand der Bahnhöfe zu erhalten. Der Betrieb muss sicher, sauber und serviceorientiert sein. Das sind die bekannten drei S, auf die wir uns konzentrieren.

Thomas Deffner: Die attraktive Gestaltung des Bahnhofsumfelds ist auch ein wichtiger Faktor, um in guter Erinnerung zu bleiben. Ein Beispiel: Wir haben eine moderne Toilettenanlage gebaut. Die Technik darin sorgt dafür, dass sich die Anlage größtenteils selbst reinigt und damit wird weniger Personalaufwand benötigt. Die Fassade der Anlage ist mit historischen Bildern gestaltet, unter anderem mit Ansichten vom ehemaligen Postgebäude und vom Bahnhof. Auch wenn die Investition etwas höher war, es hat sich gelohnt: Das Feedback aus der Bevölkerung dazu ist durchgehend sehr positiv.

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Wie sah das Zusammenspiel zwischen Bahn und Stadt konkret aus?

Claudia Gremer: Wir haben unkompliziert zusammengearbeitet. Dazu haben wir uns regelmäßig ausgetauscht und die Stadt hat entweder Protokolle von Baubesprechungen erhalten oder war selbst daran beteiligt. Das war entscheidend für den Erfolg der Modernisierung des Bahnhofs, insbesondere bei der Gestaltung der Außenflächen. Es fand stets ein enger Austausch statt, um Probleme zu vermeiden und Entscheidungen schnell zu treffen. Durch eine optimale Kommunikation konnten wir Dienstwege verkürzen, wenn es zum Beispiel um die Entfernung von Werbeträgern oder den Verbleib von Bäumen ging. Wir haben uns nicht an tradierte Vereinbarungen gehalten, sondern uns auf das konzentriert, was am besten für den Bahnhof ist. Daher haben wir Schnittstellen zwischen den verschiedenen Zuständigkeiten bereinigt und uns darauf konzentriert, wer am besten zum Wohle des Bahnhofs beitragen kann. Ich glaube, dass wir in diesem Punkt wirklich erfolgreich waren und ich bin sehr glücklich darüber.

Thomas Deffner: Die enge Verzahnung zwischen uns war entscheidend, unter anderem bei der Planung und Umsetzung der Bike+Ride-Offensive der Bahn. Mit einer Förderung von 90 Prozent haben wir insgesamt 1,4 Millionen Euro in weitere Radabstellanlagen auf dem Bahngrund investiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, sowohl in Bezug auf die Menge als auch auf den modernsten Stand. Durch die neuen Anlagen konnten wir die Kapazitäten mehr als verdoppeln und können zukünftig 544 Fahrradabstellplätze bieten. Das ist ein großer Fortschritt und ich kann guten Gewissens sagen, dass man sein E-Bike am Bahnhof abstellen und stehen lassen kann. Das geht nur in Zusammenarbeit mit dem Bahnhofsmanagement, um gemeinsam zu entscheiden, wo und wie man das am besten umsetzt. Es war immer ein gutes Miteinander und ein hervorragender Austausch zwischen uns von städtischer Seite und dem Bahnhofsmanagement.

Neben der Funktionalität eines Bahnhofs ist auch die Optik wichtig. Worauf wurde beim neuen Gestaltungskonzept Wert gelegt?

Claudia Gremer: Wir verfügen bei der Deutschen Bahn über ein Team aus Architekt:innen und Designer:innen. Sie haben die Pracht der Vergangenheit, also des alten Bahnhofs, sowie die städtische Architektur in ihr Gestaltungskonzept einfließen lassen. Uns war wichtig, die Form und Struktur des Bahnhofs beizubehalten. Also beschlossen wir, das Vordach so zu belassen, wie es war, und es nur zu renovieren. Die Architekt:innen griffen zum Beispiel die mintgrüne Farbe von der Uhr in der Eingangshalle auf. Dieses Farbschema zieht sich durch das komplette Bahnhofsgelände, von Fassadenelementen über die Fliesen in der Empfangshalle bis hin den Unterführungen und neuen Sitzgelegenheiten außerhalb des Bahnhofsgebäudes.

Thomas Deffner: Es ist wirklich sehr gelungen. Ich kenne das Gebäude seit meiner Kindheit und Jugend, als es noch im Originalzustand war. Schon damals hatte das Design der 1950er Jahre einen luxuriösen Charakter. Ich erinnere mich noch an den imposanten Messingleuchter in der Halle. Es ist schön, dass die Bahn diesen prachtvollen, gestalterischen Gedanken von damals aufgegriffen hat und den Ansbacher Bahnhof sozusagen in ein altes, neues Schmuckstück verwandelt hat. Mir gefällt das Gestaltungskonzept außerordentlich gut.

Welche Herausforderungen mussten Sie während der Bauphase meistern?

Claudia Gremer: Die größte Herausforderung war sicherlich das Bauen unter rollendem Rad. Auch die Materialbeschaffung war schwierig. Wir mussten uns darüber hinaus Gedanken machen, wie wir den Busersatzverkehr abwickeln und wo die Haltestellen sein sollten. Zu allem Überfluss haben wir während der Umbauphase zwei Fliegerbomben auf der Baustelle gefunden, was für alle Beteiligten eine neue Situation war.

Thomas Deffner: Da sagen Sie etwas, Frau Gremer. Das war schon etwas, vor allem der zweite Fund einer Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg. Als erster Oberbürgermeister in der Geschichte Ansbachs musste ich 2021 den Katastrophenfall ausrufen, da es neben dem Bombenfund auch noch durch anhaltenden Regen zu großen Überschwemmungen kam. Doch gemeinsam haben wir die Situation gemeistert. Wir haben eng zusammengearbeitet und uns abgestimmt. So konnten wir den Bahnhof problemlos evakuieren und die Lenkung der Reisenden organisieren.

Vorher-Nachher Vergleich Vergleich zwischen und

Was nehmen Sie jeweils aus der Zusammenarbeit zwischen DB und Stadt Ansbach mit?

Claudia Gremer: Wichtig ist es, dass wir auf die Städte und Kommunen zugehen und von vorneherein gemeinsam das Projekt angehen. Und wir dürfen auch ruhig mutig sein: in der Gestaltung, aber auch bei den Zuständigkeiten. Alt eingewachsene Strukturen sollten überdacht werden.

Thomas Deffner: Dem stimme ich zu. Uns ist es gelungen, neue Wege zu gehen. Wir haben uns hervorragend ergänzt. Der neue Bahnhof hat an Attraktivität gewonnen. Ich hoffe, dass das die Reisenden genauso sehen.

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Noch eine abschließende Frage: Was ist Ihr ganz persönliches Highlight am neuen Ansbacher Bahnhof?

Thomas Deffner: Die neue, verbesserte Barrierefreiheit sowie die Tatsache, dass Ansbach jetzt einen ICE-Halt hat.

Claudia Gremer: Definitiv die Bodenfliesen in der Eingangshalle. Da hat das Architekt:innenteam Blut und Wasser geschwitzt. Sie hatten sie mir als farbliches Beispiel gezeigt und sagten, dass sich dieses Material aber nicht gut zurechtschneiden ließe und damit ungeeignet sei. Doch diese Fliesen waren einfach perfekt. Und wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, bleibe ich hartnäckig. Das Ende vom Lied: Die Fliesen wurden verlegt. (Sie lacht.)

Frau Gremer, Herr Deffner, vielen Dank für das Gespräch!


Zahlen, Daten, Fakten

InfraGO Bahnhof Ansbach

  • Rund 9000 Reisende verzeichnet der Bahnhof Ansbach täglich.

  • 544 Fahrradabstellplätze bietet der Bahnhof in Ansbach seinen Reisenden.

  • Etwa 30 Millionen Euro fließen in die Modernisierung des Bahnhofs Ansbach.