Unser Leitbild 2030: Für eine starke und gemeinwohlorientierte Schieneninfrastruktur

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Verfügbarkeit und Betrieb

Mehr Zuverlässigkeit durch verfügbare Anlagen und leistungsstarken Betrieb

Unsere Infrastruktur muss leistungsfähiger werden. Dafür modernisieren und bauen wir in den nächsten Jahren so viel wie noch nie. Das geht nur mit einer stabilen Anlagenverfügbarkeit und einer verlässlichen betrieblichen Qualität.

Seit der Bahnreform 1994 ist die Betriebsleistung um 28 % gestiegen, das Netz – bezogen auf die Betriebslänge in Kilometern – hingegen um 17 % geschrumpft. Die Folge ist ein hochbelastetes und teilweise überlastetes Netz.

Unsere Infrastruktur ist in vielen Bereichen veraltet und störanfällig, was auf einen riesigen Investitionsstau zurückzuführen ist. Das ändern wir jetzt. Wir modernisieren und bauen in den nächsten Jahren so viel wie noch nie. Mit einem Ziel: mehr Zuverlässigkeit auf allen Ebenen.

Wir können unsere ehrgeizigen Neu- und Ausbauvorhaben allerdings nur umsetzen, wenn wir gleichzeitig unsere Anlagenverfügbarkeit und die betriebliche Qualität stabilisieren. Um die übergeordneten Ziele zu erreichen – mehr Kapazität, mehr Planbarkeit, mehr Pünktlichkeit – müssen wir uns in drei operativen Bereichen verbessern.

Unsere Maßnahmen für stabile Anlagenverfügbarkeit und einen leistungsstarken Betrieb:

  • Bauen im Takt

  • Optimiertes Kapazitätsmanagement

  • Leistungsfähiger Betrieb

Erstens müssen wir mehr denn je Bauen und Fahren parallel möglich machen und die Zahl der baubetroffenen Züge reduzieren. Das gelingt uns dank Bauen im Takt. Dafür verändern wir das Bauregime: weg von Abstimmungen der Sperrzeiten für einzelne Baumaßnahmen in Einzelmanufaktur hin zu einem getakteten Produktionsstandard in Form von sogenannten Containern (planmäßige Zeitfenster im Fahrplan) für Instandhaltungs- und Investitionsmaßnahmen. Zweitens werden wir die Prozesse unseres Kapazitätsmanagements digitalisieren, mitsamt Planung und im Netzzugang verankerten Maßnahmen zur Verbesserung der Betriebsqualität in der Fahrplankonstruktion. Und drittens sorgen wir mit einer großen Personaloffensive im Bereich Stellwerke für einen leistungsfähigen Betrieb.

Bauen im Takt 

Wir stehen im gesamten Netz vor der Herausforderung, das enorm gewachsene Bauvolumen zu stemmen und gleichzeitig die derzeit schlechte betriebliche Lage in den Griff zu bekommen. Das ist keine leichte Aufgabe, denn die Infrastruktur ist hochausgelastet und stark sanierungsbedürftig.

Deshalb gehen wir im Management der Baustellen einen neuen Weg. Den Anfang dafür macht die Generalsanierung der Riedbahn. Das neue Konzept bedeutet: Erst kommt das Baufenster in den Fahrplan, dann rollen die Maschinen. Bauen erfolgt zukünftig nach Fahrplan – im festen Takt.

Bis 2027 werden Baustellenplanungen homogenisiert und noch stärker zusammengefasst. In der Vergangenheit waren immer wieder Fahrplananpassungen erforderlich bei angekündigten oder auch kurzfristigen Bauarbeiten. Zukünftig finden diese seriell wiederkehrenden Aufgaben und Gewerke gebündelt innerhalb eines vorab definierten und verbindlich im Fahrplan hinterlegten Baufensters statt.

Das bringt Ruhe in das System, indem frühzeitig festgelegt wird, wann wo gebaut werden kann. Dadurch entsteht Planungssicherheit für Bauprojekte und es kann auch effizienter gebaut werden. Trotz des steigenden Bauvolumens ist es somit möglich, dass künftig weniger Züge – und damit Fahrgäste und Güterverkehrskund:innen – von den Baustellen betroffen sind.

Konkret bedeutet das, dass große wie kleine Bauvorhaben in sogenannten Containern stattfinden. Container sind standardisierte Baufenster für die planmäßige Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen (Instandhaltungs-Container) sowie auch für größere Ausbau- und Modernisierungsprojekte (Invest-Container).

Ab Mitte Juli 2024 wurde in einem ersten Schritt das Instandhaltungsmanagement umgestellt. Die notwendigen Inspektions- und Reparaturarbeiten finden seitdem in regelmäßig getakteten, frühzeitig eingeplanten und kommunizierten Instandhaltungs-Containern statt. Nach und nach werden eigene Container-Typen für Strecken, Knoten, Großmaschinentechnik-Prävention und die S-Bahn eingeführt, welche die besonderen Anforderungen der unterschiedlichen Kategorien der Infrastruktur-Instandhaltung berücksichtigen. Die kontinuierliche und systematische Instandhaltung sorgt für weniger kurzfristige Baustellen, reduziert die Störanfälligkeit und stabilisiert das System.

Das neue Baustellenmanagement wird in den kommenden Jahren auch für Bauarbeiten bei größeren Ausbau- und Modernisierungsprojekten umgesetzt: Damit stehen längere Zeitfenster für umfangreiche Bauarbeiten zur Verfügung. Die Systematisierung des Baustellenmanagements mit seinen definierten sogenannten Invest-Containern berücksichtigt, dass nicht parallel auf einem Korridor oder auf wichtigen Umleitungsstrecken gebaut wird.

Die standardisierte Planung sorgt für einen stabileren Bahnbetrieb – schon jetzt, während das Netz systematisch erneuert und modernisiert wird. Sie ist damit ein wichtiges Element unserer Starke-Schiene-Strategie. Und wir leisten unseren Beitrag für mehr Verkehr auf der klimafreundlichen Schiene.

„Die aktuellen Pünktlichkeitswerte sind nicht akzeptabel. Ein großer Treiber hierbei sind die vielen kurzfristigen Baustellen. Wir müssen also deutlich stabiler Fahren und Bauen. Es darf kein „entweder oder“ zwischen Sanierung des Netzes und stabilem Eisenbahnbetrieb geben. Wir müssen beides gemeinsam und gleichzeitig schaffen. Das ist die Grundvoraussetzung für eine starke Schiene.“

Dr. Matthias Feil, Projektleiter

Optimiertes Kapazitätsmanagement

Mehr Verkehr auf der Schiene und die intensive Bauaktivität führen zu vermehrten Kapazitätsengpässen auf dem deutschen Schienennetz. Mit den „historisch gewachsenen“ Prozessen und Strukturen kann unser Fahrplan- und Kapazitätsmanagement die knappe Kapazität nicht mehr angemessen steuern.

Es sind daher neue Ansätze erforderlich, die den Fokus künftig verstärkt auf digital unterstützte Prozesse legen und eine bessere Planung ermöglichen. Diesen Ansätzen widmen wir uns im Projekt Kapazitätsplanung und -zuweisung der Zukunft, kurz: KaZu Novum. Im Fokus stehen eine neue Planungslogik, die Kapazitäten gemeinsam mit der Branche vorstrukturiert, und eine moderne Fahrplan-IT. Das Projekt legt damit den Grundstein für die Umsetzung des sogenannten Deutschlandtaktes, unserem Konzept für einen abgestimmten Fahrplan mit festgelegten Zeitabständen für den Nah-, Fern- und Güterverkehr.

Gleichzeitig optimieren wir auch das Thema der Verbesserung der Betriebsqualität in der Fahrplankonstruktion. Aktuell werden systembedingt notwendige Pufferzeiten, die eine Überlastung der Netze verhindern sollen, oft unterschritten. Dadurch steigen mit zunehmender Auslastung auch die realen Pufferzeitunterschreitungen. Als Folge sinken Fahrplanstabilität, Pünktlichkeit und Anschlusssicherheit. Daher unser Ziel: Die Einführung von verbindlichen Mindestpufferzeiten für den Netzfahrplan.  

Zu diesem Konzept sind wir mit Kund:innen im kontinuierlichen Austausch. Die Ergebnisse dazu finden Sie auf der Unterseite „Verbindlichkeit der Pufferzeit in der Fahrplankonstruktion“.

Leistungsfähiger Betrieb

Unabhängig von strukturellen Veränderungen in unserer Bau- und Kapazitätsplanung bleibt die Sicherstellung eines stabilen und zuverlässigen Betriebs entscheidend.

Ein Schwerpunkt ist die Besetzung der Stellwerke: Mittels einer flexiblen und vorausschauenden Disposition und dank der großen Leistungsbereitschaft unserer Mitarbeitenden konnten wir die erforderlichen etwa 2,5 Millionen Schichten im Jahr 2023 zu 99,2 Prozent besetzen. Trotz der hohen Quote kam es jedoch immer noch zu zahlreichen stellwerksbedingten Zugausfällen und -verspätungen. Um bis Ende 2025 deutschlandweit wieder eine stabile Besetzung aller Schichten zu erreichen, setzen wir auf ein umfassendes Maßnahmenpaket.

Wir erhöhen den Zulauf neuer Mitarbeitenden und setzen in der Rekrutierung auf eine aufmerksamkeitsstarke Imagekampagne für Fachkräfte und Schüler:innen unter dem Motto „Der geheime Bund“. Gleichzeitig werben wir so intensiv wie nie Quereinsteiger:innen an, die sich in nur neun Monaten zur Zugverkehrssteuer:in umschulen lassen können. Wöchentlich bieten wir auf regionaler Ebene Interessierten die Möglichkeit, uns in einem Speeddating als Arbeitgeberin kennenzulernen.

Zugverkehrsteuerung weibliche Fachkraft
Azubi Zugverkehrssteuerung männlich vor Planung








Um den Qualifizierungsbedarf zu decken, erhöhen wir sowohl intern als auch extern unsere Trainer:innenkapazitäten und investieren in neue Schulungsanlagen. Ausgebildet wird dabei mittels moderner Schulungskonzepte – zum einen vor Ort an 100 Lehranlagen und zum anderen auch mit digitalen oder hybriden Konzepten. Hier setzen wir auf zeitgemäße Methoden, wie etwa 3D-Brillen. Parallel intensivieren wir die Auszubildendenbetreuung weiter, um die Nachwuchskräfte erfolgreich zum Abschluss zu führen. Ziel ist es, deutlich mehr Absolvent:innen zu übernehmen.