Artikel: Digitaler Befehl im Pilotbetrieb
Der schriftliche Befehlsprozess wird im Anwendungsbereich auf der Schnellfahrstrecke Wendlingen-Ulm sowie im Digitalen Knoten Stuttgart durch ein digitales Übermittlungsverfahren abgelöst. Hierdurch wird sowohl eine Zeitersparnis als auch eine Arbeitserleichterung für den Triebfahrzeugführer ermöglicht.
Die DB InfraGO AG plant die Einführung eines Digitalen Befehls und somit die Ablösung der schriftlichen Befehlsübermittlung. Im Rahmen eines Prototyp-Betriebs begrenzt sich der Anwendungsbereich für den Digitalen Befehl zunächst auf die Schnellfahrstrecke Wendlingen-Ulm sowie die ETCS L2oS Strecken des Digitalen Knoten Stuttgart.
Mit der digitalen Befehlserstellung durch den Fahrdienstleiter sowie die digitale Übermittlung des Befehls an ein geeignetes Endgerät des betroffenen Triebfahrzeugführers können der Prozess und die Dokumentation vereinfacht und beschleunigt werden.
Anders als im schriftlichen Verfahren wird beim Digitalen Befehl der Befehl nicht auf einem Papiervordruck, sondern digital als „Befehlsnachricht“ durch den Fahrdienstleiter erstellt. Die Befehlsnachricht wird nach der Erstellung durch den Fahrdienstleiter in einer Cloud abgelegt, parallel dazu wird automatisch eine SMS mit einem entsprechenden Zugriffscode an das GSM-R Endgerät des aktiven Führerstandes des Zuges übermittelt. Der Triebfahrzeugführer hat nun die Möglichkeit, mit einer App auf seinem Endgerät (z. B. Tablet oder Smartphone) die Befehlsnachricht mit Hilfe des zuvor empfangenen Zugriffscodes von der Cloud abzurufen. Einsicht in die Befehlsnachricht erhält der Triebfahrzeugführer erst nach einem digitalen Standortabgleich bei Stillstand des Zuges.
Um eine Effektivitätssteigerung bei allen Eisenbahnverkehrsunternehmen im Anwendungsbereich sowie eine einheitliche Arbeitsweise der Fahrdienstleiter zu erzielen, wird die verpflichtende Nutzung des Digitalen Befehls in den Nutzungsbedingungen Netz (NBN) sowie der Weisung aufgenommen.
Vorteile des Digitalen Befehls:
- Zeitersparnis:
- Durch Wegfall von Diktieren und Wiederholen des Befehls
- Vorbereitung/Übermittlung während der Zugfahrt
- Zeitnahe Befehlsübermittlung durch die Verwendung von Digitalen Befehlsvorlagen durch den Fahrdienstleiter insbesondere bei Großstörungen
- Arbeitserleichterung für den Triebfahrzeugführer:
- Nur notwendige Befehlsinformationen werden übermittelt und angezeigt
- Digitale Exportmöglichkeit zur Aufbewahrung der digitalen Befehle
- Papierlose Kommunikation
Seitens der DB InfraGO AG ist geplant, eine Befehls-App für den Triebfahrzeugführer zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich soll für die Eisenbahnverkehrsunternehmen eine digitale Schnittstelle geschaffen werden, um die digitalen Befehle in bereits bestehende Anwendungen zu integrieren.
Prozess der Digitalen Befehlsübermittlung:
Anders als beim konventionellen Verfahren wird beim digitalen Verfahren der Befehl nicht auf einem Papiervordruck, sondern in einer Webapplikation ausgefüllt. Hierfür wird der Fdl durch einen Abfragedialog geführt, um die relevanten Befehle auszufüllen. Es wird hierbei zwischen einzelnen Befehlen und einer Befehlsnachricht unterschieden, wobei eine Befehlsnachricht mehrere Befehle enthalten kann. Die Befehlsnachricht entspricht dem Vordruck im konventionellen Verfahren. Die Befehlsnachricht wird nach dem Ausfüllen in einer Cloud abgelegt und gleichzeitig wird eine SMS mit einem entsprechenden Zugriffscode an das GSM-R Endgerät des Zuges gesendet. Der Tf hat nun die Möglichkeit, mittels einer App und dem per GSM-R SMS erhaltenen Zugriffscode die Befehlsnachricht auf seinem Endgerät (z. B. Tablet, Smartphone) abzurufen.
Nun werden dem Tf die einzelnen Befehle der Befehlsnachricht angezeigt und er muss jeden einzelnen Befehl als "gelesen" markieren, bevor er die komplette Befehlsnachricht quittieren kann. Die Quittierung wird protokolliert und an den Fdl gesendet. Nach dem erfolgreichen Abschluss einer Befehlsnachricht, wird diese in ein Archiv verschoben, wo sich die Befehle für spätere Zwecke exportieren und ausdrucken lassen.